Gedanken zur Sucht
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"Sündenbock Eltern"

Die Eltern sind schuld,
ob sie zuviel getan haben oder zu wenig, niemand weiß das genau, es ist scheinbar gar nicht so wichtig. Hauptsache, es gibt einen, der schuld ist, dann braucht keiner mehr darüber nachzudenken.


Als ob das die Lösung des Problems wäre. Haltbar ist dieser Vorwurf schon allein darum nicht, weil die meisten betroffenen Eltern außer dem Sorgenkind noch mehrere Kinder haben, die ihren guten Weg finden können. "Eine intakte Familie und ein warmes Zuhause" sind die beste Prävention. So wird es bei allen Aufklärungsveranstaltungen verkündet, alle Medien propagieren diese allzu einfache Binsenweisheit. Unbestritten ist, dass ein gutes Elternhaus für die Entwicklung der Kinder wichtig ist. Eine Garantie gegen die Gefährdung durch Drogenkonsum ist es nicht.

Diese unbedachte Meinung in der Öffentlichkeit führt in der Realität immer wieder zu tragischen Fehlreaktionen.
Ohne Angst und Panik zu verbreiten, muss man junge Eltern davor warnen, sich mit der Theorie des schlechten Elternhauses beruhigen zu lassen. Die Kleinen von heute werden mit Sicherheit einmal mit dem Problem der illegalen Drogen konfrontiert, genauso wie mit dem Alkohol und anderen Gefährdungen. Es wird zu dem Zeitpunkt sein, wo die Natur von ihnen verlangt, dass sie sich von den Eltern lösen müssen, um eigene Identität zu finden.


In dieser Zeit ist die Gruppe, Clique, entscheidend und wichtig, und es wird genau der Zeitpunkt sein, wo die Eltern am allerwenigsten Einfluss haben.


Es gibt schon lange kein Dorf, keinen Stadtteil und keine Schule mehr, wo unsere Kinder nicht mit dieser Gefährdung konfrontiert werden. Nur viele Eltern träumen scheinbar immer noch von einer heilen Welt und dass sich diese Dinge irgendwo anders abspielen. In anderen Kreisen, bei den einfachen Leuten, oder vielleicht auch bei den Reichen, so genau weiß man es nicht.


Im Elternkreis fällt immer wieder auf, dass für besonders behütete Kinder mit enger Bindung an die Eltern diese Belastungsprobe oft sehr schwierig ist. Selbstbewusste und selbstständige Kinder haben es sicher leichter zu widerstehen und ihre eigene positive Entscheidung zu treffen. Doch Achtung, auch diese Kinder können den Gefahren von Sucht und Abhängigkeit erliegen.


In Elternkreisen helfen sich Eltern gegenseitig aus Angst, Hilflosigkeit und Verzweiflung, die durch die Sucht eines Jugendlichen die ganze Familie bedroht. Unter der Wärme und dem Verständnis Gleichbetroffener erhalten sie ein vielfältiges Angebot für konsequentes und selbstbewusstes Handeln.
Sie lernen die drogenbedingte Veränderungen ihrer Kinder zu verstehen und ihre eigenen, oft suchterhaltenden Verhaltensweisen abzulegen. Sie können wieder die Bedürfnisse der anderen Familienmitglieder und ihre eigenen wahrnehmen und finden zu neuem Selbstbewusstsein und Lebensmut.

Dies hat erstaunliche Rückwirkungen auf den jugendlichen Süchtigen und ermutigt ihn zur Rückbesinnung auf seine Eigenverantwortung und zum Herauswachsen aus der Sucht.
In den Elternkreisen wird der Wunsch nach Anonymität selbstverständlich respektiert. Elternkreise geben grundsätzlich keine Informationen über teilnehmende Personen und deren Familien weiter.

Beitrag einer betroffenen Mutter